Start-Ups und Gründer: So wählen Sie die passende Rechtsform

Bereits ganz am Anfang der Gründungsphase stellt sich die Frage, welche Rechtsform für Ihr Start-up die Richtige ist. Dabei handelt es sich um eine der wichtigsten Fragen im Rahmen der Unternehmensgründung. Denn schließlich hängt von der Auswahl einiges ab – wie beispielsweise die Rechte und Pflichten der Gesellschafter untereinander sowie ihre Haftung nach außen.  Die Entscheidung sollte daher wohl überlegt sein und nicht leichtfertig getroffen werden. Im Auswahlprozess sind dabei viele verschiedene Faktoren zu berücksichtigen. Es lässt sich allerdings keine pauschale Empfehlung aussprechen, welche Rechtsform die Beste ist. Am Ende wird es immer eine Einzelfallentscheidung unter Berücksichtigung der persönlichen Präferenzen und Ziele sein.   Um Ihnen die Auswahl zu erleichtern und Sie auf die wichtigsten Punkte zu sensibilisieren, erhalten Sie in diesem Beitrag eine Übersicht über die gängigen Rechtsformen mitsamt ihrer Vor- und Nachteile, die Ihnen als Grundlage für Ihre Entscheidung bei der Wahl der Rechtsform für Ihr Start-Up dienen kann.

Welche Rechtsformen gibt es? 

Neben Einzelunternehmen gibt es Personen- und Kapitalgesellschaften, die beide von mehren Personen mit dem Zweck eines gemeinsamen Unternehmensziels gegründet werden, sich allerdings insbesondere im Hinblick auf ihre Haftung grundlegend voneinander unterscheiden. Für einen ersten Überblick haben wir Ihnen daher im Folgenden eine (nicht abschließende) Liste mit den gängigsten Rechtsformen und Ihren Vor- und Nachteilen zusammengestellt.

Einzelunternehmen 

Vorteile:
  • Nur ein Betriebsinhaber, keine Konflikte mit Partnern
  • Formlose Gründung
  • Einfache Buchführung, keine Bilanzierung
  • Kein Mindestkapital
Nachteile:
  • Hohe Verantwortung
  • Volle Haftung mit Privatvermögen

Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR)

Vorteile:
  • Formlose Gründung möglich, schriftlicher Vertrag aber sinnvoll
  • Einfache Buchführung, keine Bilanzierung 
  • Kein Mindestkapital 
Nachteile:
  • Volle Haftung mit Gesellschafts- und Privatvermögen
  • Haftung auch für Mitgesellschafter

Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH)

Vorteile:
  • Im Geschäftsverkehr angesehen
  • Haftung auf Stammkapital begrenzt, Schutz des Privatvermögens
Nachteile:
  • 25.000 Euro Stammkapital
  • Gesellschaftsvertrag beim Notar zu unterzeichnen
  • Doppelte Buchführung, Bilanzierung

Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt) (UG)

Vorteile:
  • Bereits ab 1 Euro Stammkapital möglich
  • Einfache Gründung durch Musterprotokoll
  • Haftung der Gesellschafter beschränkt sich auf ihre Kapitaleinlage (mind. 1 Euro)
Nachteile:
  • Im Geschäftsverkehr weniger angesehen
  • 25 % des Jahresüberschusses sind in die Rücklage einzulegen
  • Doppelte Buchführung, Bilanzierung
Weitere häufig genutzte Rechtsformen sind die Offene Handelsgesellschaft (OHG), die Kommanditgesellschaft (KG), die GmbH & Co. KG und die Aktiengesellschaft (AG).

Top 5 Auswahlkriterien zur passenden Rechtsform

Folgende 5 Auswahlkriterien sollten Sie bei der Wahl der Rechtsform beachten:

1. Anzahl der Gründer

Die Wahl der Rechtsform hängt entscheidend davon ab, wie viele Personen an Ihrem Projekt als Gründer beteiligt sind. Gründen Sie alleine? Dann kann unter Umständen ein Einzelunternehmen die richtige Wahl für Sie sein. Sind weitere Personen Teil des Gründerteams? Dann kommen Personen- und Kapitalgesellschaften für Sie in Betracht.

2. Haftung

Mit das wichtigste Kriterium, das einen Einfluss auf den Entscheidungsprozess haben sollte, ist die Haftung. Wie im Überblick über die Rechtsformen bereits aufgezeigt, unterscheidet sich das Maß Ihrer Haftung erheblich, je nach dem, für welche Rechtsform Sie sich entscheiden. Sind Sie bereit, auch mit Ihrem Privatvermögen zu haften? Nur wenn Sie diese Frage mit “ja” beantworten, kommt eine Personengesellschaft überhaupt für Sie in Frage. Andernfalls sollten Sie sich genauer mit den Kapitalgesellschaften befassen.

3. Formalitäten

Ein weiteres Auswahlkriterium bei der Wahl der Rechtsform ist der zu erwartende Aufwand für Formalitäten und Verwaltungsaufgaben. Denn dieser fällt je nach Rechtsform sehr unterschiedlich aus. Sie sollten sich daher die Frage stellen, wie viel Verwaltungsaufwand Sie bereit sind, “hinzunehmen”. Informieren Sie sich, insbesondere im Hinblick auf die Buchführung, genau, welche Aufgaben bei der von Ihnen favorisierten Rechtsform auf Sie zukommen, um böse Überraschungen im Nachhinein zu vermeiden, die Sie unter Umständen an der Ausübung Ihres Kerngeschäfts hindern könnten.

4. Kosten

Bei der Gründung fallen je nach Rechtsform Kosten für den Notar an oder es muss unter Umständen auch ein Stammkapital aufgebracht werden. Daher sollten Sie unbedingt auch festlegen, welche finanziellen Mittel Sie zur Verfügung haben und bereit sind, an dieser Stelle zu investieren.

5. Reputation

Zuletzt kann auch die Reputation der Rechtsform einen Einfluss auf Ihre Wahl haben. Im Geschäftsverkehr genießen die verschiedenen Rechtsformen ein unterschiedliches Ansehen. Ein Einzelunternehmer, der persönlich mit seinem Privatvermögen haftet, wird zum Beispiel anders wahrgenommen, als der Geschäftsführer einer UG (haftungsbeschränkt).

Ist ein Wechsel der Rechtsform nachträglich möglich?

Die Wahl der Rechtsform ist nicht in Stein gemeißelt und kann jederzeit geändert werden – allerdings ist dies häufig auch mit einem gewissen finanziellen und zeitlichen Aufwand verbunden. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, bereits in der Gründungsphase – sofern möglich – zukunftsorientiert zu denken, um den Aufwand und die Kosten so gering wie möglich zu halten. Dennoch können sich selbstverständlich immer die Umstände ändern und einen Wechsel der Rechtsform erforderlich machen – sei es, dass Ihr Umsatz steigt oder weitere Partner in Ihr Unternehmen eintreten.

Handlungsempfehlung bei der Wahl zur passenden Rechtsform:

Folgende drei Schritte sollten Sie bei der Wahl der Rechtsform beachten: 

Schritt 1: Intensive Recherche!

Setzen Sie sich mit den verschiedenen Rechtsformen auseinander und wägen Sie ihre Vor- und Nachteile ab.

Schritt 2: Konkretisieren Sie, auf welche Faktoren es Ihnen ankommt!

Konkretisieren Sie dann, auf welche Faktoren es Ihnen für Ihr Start-Up ankommt. Überlegen Sie, welche Rechtsform Ihre Wünsche am meisten berücksichtigt. Beziehen Sie dabei unbedingt sämtliche Gründer Ihres Start-Ups mit ein. Schließlich soll die Wahl den Ansprüchen jedes Beteiligten gerecht werden.

Schritt 3: Rechtsrat einholen!

In einem letzten Schritt empfiehlt es sich, die Entscheidung mit einem Anwalt zu besprechen. Dieser wird Ihnen aufgrund seiner Erfahrung sagen können, ob Ihre Wahl die Richtige für Ihr Start-Up ist. Sofern nötig wird er Ihnen auch bei der Erstellung entsprechender Verträge behilflich sein, um Ihre Anforderungen bestmöglich abzusichern, damit Sie optimal für den Start Ihres Unternehmens vorbereitet sind.

Fazit zur Wahl der passenden Rechtsform für Start-Ups und Gründer:

Die Wahl der passenden Rechtsform ist eine Herausforderung für Start-Ups und Gründer. Am Ende sollte Ihre Entscheidung auf diejenige Rechtsform fallen, die das für Sie wichtigste Kriterium am meisten berücksichtigt. Da Gründer häufig nur schwer abschätzen können, welche Rechtsform zu Ihrem Unternehmen passt, empfiehlt es sich, die Wahl der Rechtsform mit einem Experten zu besprechen, der Sie auf die wichtigsten Themen sensibilisiert und weiß, worauf es ankommt. Wir beraten Sie gerne bei der Wahl der zu Ihrem Start-Up passenden Rechtsform und unterstützen Sie in allen Phasen Ihrer Gründung. Kontaktieren Sie uns bei Fragen über unser Kontaktformular!