Wortmarke, Wort-/Bildmarke oder Bildmarke – Was ist am besten geeignet?

Das Markenrecht erlaubt eine große Vielfalt an Markenformen. Neben Exoten wie der Geruchsmarke, der Fadenmarke oder der Hörmarke sind die gängigsten Markenformen die Wortmarke, die Bildmarke und deren Zwitter, die sogenannte Wort/Bildmarke. Alle diese Markenformen haben unterschiedliche Vor- und Nachteile. In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Markenart für Ihr Produkt bzw. Dienstleistung am besten geeignet ist!

Für wen ist die Wortmarke am besten geeignet?

Die Wortmarke ist die Königin der Markenformen. Sie vermittelt Schutz für jede Gestaltung, jede Farbe, jede Schriftart – solange ein anderer Begriff auch nur ähnlich ist und auch die damit gekennzeichneten Waren oder Dienstleistungen ähnlich sind, kann mit der Wortmarke erfolgreich dagegen vorgegangen werden. Berühmte Wortmarken aus alter Zeit wie Miele, Siemens oder Bosch zeugen ebenso davon wie die Marken der Automobilhersteller oder Modefirmen (Mercedes, Gucci, Versace). Der große Vorteil von Wortmarken ist daher auch, dass sie bei der Verwendung beispielsweise in Werbeslogans völlig unabhängig von der Schreibweise ins Gedächtnis der Konsumenten einsickern. Langfristig kann so ein enormer Vertrauensvorschuss beim Kunden gewonnen werden – wenn die Qualität langfristig stimmt.

  • Der Haken bei Wortmarken ist, dass sie im schlimmsten Fall zur generischen Bezeichnung verkommen können. Das passiert vor allem dann, wenn ein Unternehmen lange Zeit eine überragende Marktstellung innehat und das gewählte Kennzeichen nicht mehr einem bestimmten Unternehmen, sondern dem Produkt selber zugeordnet wird. Dieses Schicksal ist beispielsweise den Marken Tempo, Xerox oder Föhn widerfahren.
  • Ein weiterer Nachteil der Wortmarke ist, dass aufgrund der logischen Beschränkung der sprachlichen Ausdrucksformen ein sehr großer Teil möglicher Begriffe bereits von Wettbewerbern belegt ist. Vor allem dann, wenn Marken sich zumindest ansatzweise an das Produkt oder an bestimmte Eigenschaften des Produktes anlehnen sollen, ist die Bandbreite bereits eingetragener Marken üblicherweise groß bis riesig. Sich in diesem Feld überhaupt noch rechtlich durchsetzen zu können, ist oft sehr schwierig.

Wortmarken sind daher üblicherweise dann interessant, wenn das Wort eine wirkliche Neuschöpfung ist, es keine auch nur ansatzweise ähnlichen Bezeichnungen gibt, und eine langfristige Prägung für ein bestimmtes Produkt oder eine bestimmte Dienstleistung geplant ist. Eine solche Wortmarke bedarf erheblicher Aufmerksamkeit, belohnt den Inhaber langfristig dann aber auch mit einem hohen Wert.

In welchen Fällen empfehlen wir die Bildmarke?

Bei der Bildmarke wird, wie das Wort schon vermittelt, nicht der sprachliche oder logische Inhalt geschützt, sondern die optische Erscheinung. Eine Bildmarke kann grundsätzlich alles sein, was sich mit den Augen wahrnehmen lässt – Symbole, Gesichter, Bilder jeder Art, Grafiken. Alles, was sich durch Zeichnung darstellen lässt, ist möglich.

  • Bei Bildmarken wird eine rein optische Verknüpfung beim Kunden mit einem bestimmten Produkt erzeugt. Beispiele hierfür sind etwa der BMW-Propeller, der Apfel von Apple oder die Muschel von Shell. Der große Vorteil solcher Marken ist, dass sie als rein visuelle Eindrücke unabhängig von dem Sprachvermögen, der Muttersprache oder irgendwelchen sonstigen Prägungen der Kundschaft sind. Ein reines Zeichen bleibt im Hinterkopf des Kunden und führt zu häufiger Wiedererkennung.
  • Gerade bei Amazon-Händlern ist es weitaus wahrscheinlicher, dass der Kunde eine Bildmarke des Amazon-Händlers eher wiedererkennt als eine bloße Bezeichnung. Mit einer Bildmarke kann langfristig Vertrauen und eine Bindung an das eigene Amazon-Geschäft erreicht werden, wenn die Breite der eigenen Produkte groß genug ist, um wiederkehrende Kunden anzuziehen.

Der Nachteil von Bildmarken ist, dass sie nicht sprechen können. Kunden werden sich niemals über einen rein optischen Eindruck unterhalten, weil diese nur im Hintergrund vorhanden ist, aber nicht das Unternehmen selber verkörpert.

Oder empfiehlt sich für Sie die Wort-/Bildmarke?

Als Kombination aus Wortmarke und Bildmarke andererseits gibt es schließlich noch die sogenannte Wort/Bildmarke. Sie umfasst sowohl einen aussprechbaren, in Buchstaben darstellbaren Begriff als auch eine bestimmte Gestaltung dieses Begriffs. Das prominenteste Beispiel hierfür dürfte Coca-Cola sein – sowohl das Wort als auch der Schriftzug sind jedermann geläufig.

  • Wort/Bildmarken vereinen sowohl die Vor- als auch die Nachteile der anderen beiden Markenformen in sich. Sie werden in ihrem optischen Eindruck wahrgenommen und können auch von den Kunden ausgesprochen werden. Gleichzeitig vermitteln sie sowohl Schutz gegen eine Nachahmung des Begriffes selber als auch der äußeren Gestaltung.
  • Der Haken bei Wort/Bildmarken ist, dass für ihre Eintragungsfähigkeit eine doppelte Recherche erforderlich ist. Denn auch umgekehrt dürfen angemeldete Wort/Bildmarken weder gegen fremde Bildrechte verstoßen noch gegen andere Wortmarken. Zudem gilt, dass die sogenannte Kennzeichnungskraft, soweit es den Wortgehalt einer Wort/Bildmarke betrifft, generell niedriger ist als der einer reinen Wortmarke. Das liegt daran, dass bei einer Marke immer der Gesamteindruck zählt und der rein textliche Gehalt dabei hinter der grafischen Gestaltung zurücktreten kann.

Eine Wort/Bildmarke ist wenig sinnvoll, wenn aus irgendwelchen Gründen (zum Beispiel im Rahmen der Suchmaschinenoptimierung) ohnehin nur eine textliche Verwendung möglich ist.

Fazit: So wählen Sie die richtige Marke

Wie bei allen Rechtsfragen gilt auch im Markenrecht, dass es jeweils auf die individuelle Situation ankommt. Wo soll die Marke eingesetzt werden, ist es eine Dienstleistungs- oder eine Warenmarke, wie kennzeichnungsstark sind die textlichen oder die grafischen Bestandteile? Im Rahmen der markenrechtlichen Beratung sind sowohl diese abstrakten Fragen als auch die konkrete Situation des Unternehmers und seine (realistisch einzuschätzen) finanziellen Möglichkeiten im Marketing unbedingt zu beachten.

In vielen Fällen ist es sinnvoll, es bei einer Wortmarke zu belassen, in anderen dagegen, eine Wortmarke und eine Wort/Bildmarke gleichermaßen anzumelden. Bildmarken sind meistens ergänzend zu Wortmarken nützlich – man denke nur an die Beispiele aus dem Automobilbereich. Trotzdem gilt auch hier, dass im Einzelfall eine reine Bildmarke der richtige Weg sein kann. Speziell für kleine Unternehmen die nicht das budget für eine umfangreiche Marken-Beratung haben oder die Anmeldung schnell und unkompliziert erledigen möchten bieten wir unsere Online-Markenanmeldung über unser Formular an. Für individuelle Leistungen kontaktieren Sie uns bitte über das Kontaktformular!